IDEOLOGIE UND SCHULISCHER WERDEGANG IN KASACHSTAN

Kommunismus und Kapitalismus sind zwei unterschiedliche Systeme die das ganze Leben in den jeweiligen Ländern beherrschen. Jedes sozioökonomische System hat die Tendenz seinen Fortbestand zu sichern. So war es auch in der früheren Sowjetunion, dabei begann die gesellschaftliche Formung schon in den jungen Jahren.

Ich möchte die primären Schritte des Kommunismus und dessen Folgen etwas genauer untersuchen. Des weiteren möchte ich erzählen, wie wir von klein auf den russischen Schulwerdegang erlebt haben.


KINDERGARTEN

In Kasachstan (Belbasar), vor 1989 eine Sowjetunion, musste man schon vom 1 Lebensjahr einen Kindergarten besuchen. Die Erziehungsmaßnahmen waren sehr streng und in den meisten Fällen selbstverständlich. Disziplin und absoluter Gehorsam waren immer das oberste Gebot. Die eigene Meinung wurde dabei unterdrückt. Der Kindergarten begann morgens um 8.00 Uhr und endete um 17.00 Uhr. In der Mittagspause mussten alle Kinder zwei Stunden schlafen. Ob ein Kind jedoch schlafen konnte war nicht gefragt es musste einfach gehorchen. Den Kindern wurden verschiedene Sachen beigebracht. Ein Beispiel war wie man sich beim Essen, am Tisch richtig Verhalten soll! Die Erzieher waren streng, und Ungehorsam wurde bei älteren bestraft. Sogar der Gang zur Toilette wurde geübt.

Der Kindergarten war in 5 Stufen unterteilt. Jede Stufe verlief ein Jahr lang. Jedes Jahr wurde es wenig schwieriger.

Das Ziel der Erziehung war es, es selbstverstänlich zu machen bestimmte Regeln einzuhalten. Wir wurden eben nach dem Prinzip erzogen, Gehorsam und Disziplin sei das Wichtigste im Leben.

Sobald man in eine höhere Stufe kam, änderten sich die Regeln. Uns wurde Schritt für Schritt immer wichtigere Sachen beigebracht. In den höheren Stufen wurden wir härter behandelt. Wir mussten sehr aufmerksam sein und dürften gelegentlich auch mitreden- eine kuriose Erfahrung.

Das sind die Mädchen einer Schulklasse am 1. September ende 80 Jahren in Kaschstan (Nowij Put).


VORSCHULE

Nachdem die fünf Stufen vorbei waren wurden wir 1 Jahrlang auf die Schule vorbereitet. Der Unterricht begann etwas seltsam.

Am Anfang dauerte der Unterricht nur drei Stunden, später steigerte er sich auf vier Stunden täglich. Das Ziel des Unterrichts bestand darin, das Verhalten des eines Schülers nach bestimmten Muster einzuüben.

Den Schülern wurde beigebracht , wie man sich zu melden hat, wie sie die Lehrer anzusprechen haben, wie sie 45 Minuten auf dem Stuhl sitzen sollen. Natürlich wurden auch viele Spiele gemacht.


DANN WAR ES SO WEIT, DIE SCHULE STAND UNS OFFEN

Die Zukunft rückte ein Stück näher, die Schule stand uns nun offen.

Zu Beginn eines neuen Schuljahres am 1 September gab es immer eine sehr große Feier.

Eine Fahne mit dem russischen Wappen wurde geschwenkt. Dazu wurde die Nationalhymne gespielt. Die Schüler standen gruppenweise nach Klassen sortiert auf dem Sportplatz. Die Mädchen trugen ein schwarzes Kleid; dazu eine weiße Schürze, weiße Strümpfe und Schleifen ; die Jungs einen Anzug. Der Direktor hielt eine passende Rede.

Nach diesem für uns „historischen" Ereignis begaben sich die einzelnen Klassen in die verschiedenen Klassenräume und dort bekamen sie von den Klassenlehrern Bücher und Stundenplan. Alle Schüler stellten sich dem anderen vor. Die Schule war die absolute Krönung der Disziplin. Der Unterricht begann um 8.15 Uhr und endete um 12.00 Uhr.

Jeder Schüler musste eine Uniform tragen. Vor allem wurde auf die Hygiene der Schüler geachtet. Mit langen Fingernägeln, Ungekämmt oder gar Geschminkt in die Klasse zu kommen war undenkbar. Wenn man lange Fingernägel oder ein schmutziges Hemd hatte, wurde man nach Hause geschickt und die Eltern bekamen einen entsprechenden Brief.

So etwas wurde nicht geduldet.

Der Unterricht begann Morgens mit einer viertel Stunde Gymnastik. Jeder einzelne war verpflichtet, daran teilzunehmen. Aber das war uns eine Selbstverständlichkeit und wir machten begeistert mit.

Später begann der Unterricht in einem einfach eingerichteten Klassenzimmer.

An einer Wand hing ein Bild von Lenin mit dem Spruch: Lernen, Lernen, Lernen.

Wir saßen paarweise in parallelen Reihen. Nun konnte der Unterricht beginnen. Im Unterricht durfte man nicht aufstehen, nicht reden und die Hände mussten 45 Minuten lang auf einander liegen. Nach einer Pause musste man mit dem Gongschlag wieder auf seinem Platz im Klassenzimmer sein und der Unterricht ging weiter.

Irgendwie war jeder Stolz, es soweit schon geschafft zu haben.