Lebensbedingungen von 16 bis 18 jährigen Jugendlichen in Deutschland



By Martina, Merian-Schule, Freiburg, GERMANY, 1998


Ich würde behaupten, daß ich ein ganz normales 17-jähriges Mädchen aus Deutschland bin, es nicht wesentlich schwerer, besser, schlechter oder einfacher habe als andere 17-jährige in meiner Umgebung. In der Schulzeit muß ich jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen, damit ich pünktlich um 7.50 Uhr zum Unterrichtsbeginn in der Schule bin.

Ich wohne in einem kleinem Dorf mit ungefähr 2000 Einwohnern, in dem ich mich sehr wohl fühle. Die Atmosphäre ist freundlich und nicht so gehetzt wie in Großstädten. Im Dorf grüßt jeder jeden und umgekehrt.

Wenn man, wie ich, in einem Verein ist, kennt man sowieso fast jeden aus dem Dorf und unternimmt in der Freizeit viel miteinander. Sehr viel Freizeit bleibt mir allerdings nicht übrig, denn die Schule füllt (leider) einen sehr großen Teil in meinem Leben aus. An 3 von 5 Tagen komme ich erst um halb 5 nach Hause und muß anschließend oft noch mehr als 2 Stunden für Schulaufgaben aufbringen. Da bleibt meistens nicht mehr viel Zeit für außerschulische Tätigkeiten. Dennoch schaffe ich es irgendwie, 2x die Woche im Musikverein Saxophon zu spielen, Montag und Freitag- abends ins Volleyballtraining zu gehen und darüberhinaus jeden Montag- mittag zu töpfern. Wochenends sieht man mich, sofern es der aktuelle Kontostand zuläßt, oft im Kino oder im Jazzkeller (Jazz ist der Musikstil, den ich am liebsten höre).

Obwohl man eigentlich denken könnte, daß ich ein ausgefülltes, sinnvolles Leben führe, wünsche ich mir dennoch oft, jemand ganz anderes zu sein. Dann, wenn ich die Nase voll habe von allem:

der Gewalt, der Arbeitslosigkeit, allen damit verbundenen Problemen, der Kälte, Monotonie und Distanziertheit, die nicht zu übersehen sind in den Gesichtern der Deutschen.

Man braucht doch bloßmal in eine deutsche Straßenbahn hineinzusehen und man könnte wirklich denken, die Welt würde morgen untergehen. Man findet seltenst ein Lächeln auf einem der Gesichter und jeder sitzt da, als ob es nichts schlimmeres gäbe, als mit einer Straßenbahn zu fahren.

Die Deutschen sind meiner Meinung nach ein viel zu kontaktarmes, verschlossenes und nach Perfektion strebendes Volk, jeder lebt still und alleine vor sich hin und statt daß man mehr miteinander unternimmt, vereinsamen die Menschen mehr und mehr.

Ich finde, diesbezüglich sollten wir uns ein Beispiel an den wesentlich offeneren, freundlicheren Südländern nehmen, die nicht, wie wir, schnell weggucken, wenn man sie mal eine Sekunde länger als (hierzulande) üblich ansieht.