Ein Plädoyer für den sanften Tourismus



In unserem    Beitrag  wollen wir, Martina und Simone, uns mit den
sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des Tourismus auf das Land Namibia befassen.
Anschließend möchten wir mit dem Bericht über den Sanften Tourismus dazu anregen,
den Tourismus und Naturschutz miteinander zu verbinden.

 

Wir haben uns für Namibia entschieden, da eine gute Freundin Namibianerin ist und uns somit viel von ihrem Land und ihren eigenen Erfahrungen vermitteln konnte.

Nahe der Skelettküste von Swakopmund in Namibia sind in den härteren, von Felskies überzogenen Sanddünen Reifenspuren sichtbar. Größtenteils stammen sie von Touristen, die auf ihren Jeeps und Geländewägen durch die Wüste fahren und sich nicht an die vorgegebenen Straßen und Pisten halten, um "auf eigene Faust" die faszinierende Tierwelt Afrikas zu erkunden.

Aufgrund der ( besonderen) geographischen Verhältnisse kann man dort heute noch Radspuren von Wägen aus der Jahrhundertwende erkennen, die sich wie hässliche Narben durch die Wüste ziehen. Dass dies verheerende Folgen für die Tier-und Pflanzenwelt hat, ist wohl den meisten Touristen nicht wirklich bewusst. Sie zerstören mit ihren Jeeps und Motorrädern die Lebensräume kleinster Tiere, die unter der Sandoberfläche leben und mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Viele Muscheln und Krebse werden auf die gleiche Weise getötet, wenn die Touristen mit den Autos viel zu nahe am Ufer der endlosen Sandstrände entlangfahren, um den schönen Ausblick zu genießen.

Nicht vergessen werden darf auch die wachsende Bedeutung des Straßenbaus, der hauptsächlich eine Folge der ansteigenden Nachfrage durch Touristen ist. Die riesigen Lebensräume der Tiere werden von Straßen durchschnitten und die natürliche Laufbahn der Tiere dadurch gestört.

Ein weiteres ökologisches Problem in Afrika ist die Wasserknappheit. Die geringen und unregelmäßigen Regenfälle während des Jahres sind die einzigen Wasservorräte für das Land. Durch ihre Unwissenheit und hohen Ansprüche (mind.einmal täglich duschen...) tragen die Luxus ge- und verwöhnten Touristen dazu bei, dass die geringen Wasservorräte immer knapper werden.


Doch nicht nur die Tierwelt in Afrika ist durch den Tourismus bedroht, auch für die Einheimischen, die Ovahimbos, stellen die Touristen eine große Gefahr dar. Bis jetzt wurden die Einheimischen von den Einflüssen der Zivilisation verschont, doch die neugierigen Reisenden haben keine Skrupel, in deren Dörfer einzudringen, um sie zu fotographieren und mit der Zivilisation zu konfrontieren. Das hat schlimme Folgen: Die Einheimischen lernen technische Geräte und Medikamente kennen und wollen sie benutzen und besitzen. Da sie aber keinerlei Erfahrung mit diesen Dingen haben, 'schlucken' sie alle Tabletten, Pillen, Medikamente, die sie ergattern konnten sofort in dem Glauben hinunter, sie würden sie auf der Stelle gesund machen. Aus diesem Grund ist den Touristen heute nicht mehr erlaubt, ihnen Medikamente zu reichen, sie werden durch sogenannte "Platzebos" ersetzt: Schlichte Smarties, denen für jede Farbe eine andere Wirkung zugesprochen wird. Die Ovahimbos glauben fest daran.

Da die Einheimischen keine Mülleimer kennen, wird der gesamte Abfall der ausländischen Besucher in ihren Gebieten verstreut. Die Folge sind unzählige Grasbrände, die durch liegengelassenen Glasflaschen, die durch die Sonneneinstrahlung Feuer fangen, Zigarettenstummel oder Grillfeste am Straßenrand zustandekommen und ganze Gegenden verwüsten.

Auch wilde Tiere entdecken den Müll, werden durch ihn angelockt und fressen ihn.

Doch auch die positive Seite des Tourismus muss erwähnt werden, so werden durch den Tourismus viele Arbeitsplätze geschaffen, sodass die Arbeitslosenquote auf ca. 30% gesenkt werden konnte.

Auch und gerade in Afrika trägt der Tourismus mit Sicherheit einen großen Teil zur Völkerverständigung bei und bringt uns den "Schwarzen Kontinent" etwas näher.

Der Eine oder Andere wird sich bestimmt viel eher an einer Spendenaktion für bedrohte Tierarten beteiligen, wenn er konkret weiß, wo sein Geld Verwendung findet und wenn er schon einmal live ein lebendiges Nashorn gesehen, gehört, gerochen hat.




Zum Massentourismus wird es in Namibia / AFRIKA hoffentlich nie kommen, dafür ist eine Reise auf diesen Kontinent heutzutage noch viel zu teuer und zu zeitaufwendig. Diejenigen jedoch, die es sich leisten können, als Tourist Afrika zu besuchen, bewirken, dass die Preise innerhalb des Landes immer weiter steigen, solange die Touristen bereit sind, die erhöhten Preise zu bezahlen. Zur Konsequenz hat dies, dass viele Einheimische sich kaum noch einen Urlaub im eigenen Land leisten können und dieses mehr und mehr zur Sache der ausländischen Besucher wird.

Das Land selbst wird durch diese immerwährenden Erhöhungen jedoch nicht reicher, denn das Geld bleibt größtenteils an den Veranstaltern, Hotelketten und Großkonzernen hängen.

Wir hoffen, dass dieses Referat für viele eine aufklärende Wirkung hatte und deutlich wurde, dass auch scheinbare "Kleinigkeiten" wie den 'Abfall wieder mit nach Hause nehmen' oder 'sich an die Straßen halten' eine große Rolle spielen und mit dazu beitragen, den Kontinent, die Einwohner und die Natur zu schützen und zu achten.
Somit zeigt sich, dass es wichtig ist, an den sanften Tourismus anzuknüpfen. Auf diese Weise kann wirklich jeder etwas dazu beitragen, dass unsere Umwelt noch möglichst lange erhalten bleibt.








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Sanfter Tourismus

Tourismus galt lange Zeit als ,,weiße Industrie", Auswirkungen auf seine soziale, kulturelle und ökologische Umwelt blieben lange unangesprochen. Doch durch das steigende Umweltbewußtsein ist die Tourismusbranche zum Umdenken gezwungen. Somit hat der sanfte Tourismus, mit aufkommenden gesellschaftlichem Umweltbewusstsein Eingang in die Tourismusdiskussion gefunden.

Hartes Reisen

Sanftes Reisen

Massentourismus

Wenig Zeit

Schnelle Verkehrsmittel

Festes Programm

Außengelenkt

Importierter Lebensstil

Sehenswürdigkeiten

Bequem und passiv

Wenig oder keine geistige Vorbereitung

Keine Fremdsprache

Überlegenheitsgefühl

Shopping

Souvenirs

Knipsen und Ansichtskarten

Laut

Einzel-, Familien- und Freundesreisen

Viel Zeit

Angemessene Verkehrsmittel

Spontane Entscheidungen

Innengelenkt

Landesüblicher Lebensstil

Erlebnisse

Anstrengend und aktiv

Beschäftigung mit dem Reiseland

Sprachenlernen

Lernfreude

Geschenke mitbringen

Erinnerungen, neue Erkenntnisse

Aufzeichnungen, zeichen, malen

Leise

Sanftes und hartes Reisen (Quelle: JUNGK 1980:56)

Sanfter Tourismus steht heute meist als Synonym für eine Vielfalt ähnlicher Tourismusarten und -formen, deren Kernanliegen innerhalb der Tourismusdiskussion ein ähnliches ist. Es geht um Tourismusformen, die gegenüber dem traditionellen Tourismus neue, meist erhöhte Anforderungen an die ökologischen, gesellschaftlichen und/oder wirtschaftlichen Auswirkungen des Reisens stellen.

Stets werden für den sanften Tourismus einzelne oder mehrere der folgenden Attribute mit Tourismus/Fremdenverkehr/Reisen/Erholung verbunden:

  • sanft, weich, still, ruhig, schonend, verträglich, einfach, freundlich,
  • ökologisch, naturnah, naturorientiert, umweltfreundlich, grün,
  • sozial, kulturell, sozio-kulturell verträglich, intensiv, angepaßt
  • nicht-technisiert, motorlos, aufrecht erhaltend
  • oder:
    - alternativ, anders, neu, intelligent, mit Einsicht.

Im Laufe der Zeit wurde die ursprüngliche überwiegend ökologische Ausrichtung des Sanftes Tourismus um soziale und ökonomische Elemente ergänzt. Heute stehen ein engeres (ökologisch, sozial und ökonomisch verträglicher Tourismus) von sanftem Tourismus nebeneinander, wobei die ökologische Komponente immer, die soziale Komponente häufig und die ökonomische Komponente immer öfter mit einbezogen werden.

Ziel ist es vor allem Naturschutz und Tourismus miteinander zu verbinden. Dieser Herausforderung haben sich besonders Naturschutzorganisationen zur Aufgabe gestellt:

Ökotourismus gegen Walfang

Naturschützer von Euronatur setzen auf das steigende Interesse der Touristen an der Walbeobachtung (Whale Watching). 1995 nahmen erst 3.000 Touristen an solchen Meeresausflügen teil. 1999 waren es dann über 30.000. Mit Hilfe der Stiftung wurde 1998 in Husavik ein Walmuseum eröffnet. So ist Whale Watching inzwischen zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für Island geworden und unterstützt die nationale Ökonomie weit wirkungsvoller als es etwa der Walfang könnte.

Entstehung von Meeres- und Nationalparks

Die Naturschutzstation z.B. auf Alonnisos ist nicht nur Anlaufstelle für zahlreiche Touristen, sondern dient auch als Basis für die intensive Umwelterziehungsarbeit. Welche internationale Bedeutung der Projektarbeit von ECMA und Euronatur im Meeresnationlpark Nördliche Sporaden zugemessen wird, beweist die öffentliche Anerkennung als weltweites Projekt bei der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover.

Auf der Schildkröteninsel Zakynthos muß der Tourismus und der Schutz der Unechten Karettschildkröte jedoch noch in Einklang gebracht weden. Noch schadet der Tourismus den Meeresschildkröten mehr als dass er ihnen nützt. Ein funktionierender Nationalpark wäre deshalb ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

In Costa Rica hingegen können Urlauber an einem einsamen Strand mithelfen, Babys der bedrohten Riesenmeeresschildkröte zu retten. (BZ 04.2000)

Zum Weiterlesen weiterer Projekte zum Thema sanfter Tourismus empfiehlt sich zum Beispiel:

                         http://www.geo.de

In Deutschland hingegen bietet der Agrotourismus z.B. im Südlichen Westfalen erholsame Freizeitangebote auf noch intakten Bauernhöfen an.

                         http://www.agrotourismus.de

Überraschend ist das vielseitige Angebot des Agrotourismus Katalogs. Besonders übersichtlich werden in Tabellen die Höfe und Einzelangebote dargestellt und im weiteren umfangreich charakterisiert. Der Agrotourismus stellt besonders für Familien eine empfehlenswerte Alternative dar, nicht vom eigenem Hochhaus in einen gigantischen Hotelkomplex zu verreisen. Besonders Kindern bietet dieser Tourismus einen eimaligen, erlebnissreichen Urlaub.

Um den Sanften Tourismus voranzutreiben, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:

Für die Anbieterseite ist im einzelnen ein ökologisch, sozial und wirtschaftlich verträgliches Angebot zu entwickeln. Bei uns Reisenden geht es um die Weiterentwicklung zu einem ökologischen Gesellschafts- oder sozialverträglichem Reiseverhalten (Müllvermeidung, Ressourcenschonung usw.).

Aufgabe einer „sanften Tourismuspolitik" wäre durch Gesetze, Verordnungen, steuerliche oder ähnliche Anreize die Tourismusentwicklung im Sinne der „sanften" Zielsetzung zu steuern.

Auf jeden Fall ist der sanfte Tourismus eine Herausforderung Naturschutz und Tourismus als Wirtschaftsfaktor miteinander in Einklang zu bringen.

Wir sind gespannt, wie sich die Tourismusbranche weiterentwickeln wird. Eure Martina und Simone. © 24.05.2000

Primärliteratur:

Tourismus, Freyer

Bericht von Euronatur 1997-99

Katalog Agrotourismus