EDUVINET Home Internationale Währungsverwendung: Die künftige Rolle des Euro





By Harry Schröder of Commerzbank Frankfurt, GERMANY, 1998

Contribution to the EDUVINET "European Monetary Union" subject







Der Dollar ist nicht erst seit Kriegsende die dominierende Weltwährung; er hatte bereits in den zwanziger Jahren das britische Pfund abgelöst, das bis dahin international führend war, aber noch für einige Jahrzehnte eine wichtige Nebenrolle spielen konnte. Erst in der Nachkriegszeit und mit dem absoluten Bedeutungsverlust des Pfundes wuchs der Dollar in eine Vorrangstellung, zu der es bis heute keine Alternative gab: Beispielsweise über 80% Anteil an den Währungsreserven aller Zentralbanken.

Ein relativer Bedeutungsverlust ergab sich insbesondere in den siebziger und frühen achtziger Jahren: Der Reserveanteil des Dollars fiel auf unter 60%, auf Platz 2 kam die D-Mark mit Anteilen um 15%, danach der japanische Yen. Wichtig ist, daß sich diese Verschiebung im folgenden Jahrzehnt nicht fortgesetzt hat. Mit ihren begrenzten Währungsgebieten boten D-Mark oder Yen keine Alternative zum Dollar.

Eine solche Alternative wird erstmals mit dem Euro entstehen, da dann dem Dollarraum ein vergleichbares Wirtschaftsgebiet gegenüberstehen wird: Bereits die elf Teilnehmerländer der ersten Runde verfügen über eine Bevölkerung, ein Sozialprodukt und einen Finanzmarkt in der gleichen Größenordnung wie die USA (Tabelle).

Der Euro wird ab 1999 die zweitwichtigste internationale Währung, selbst wenn innerhalb des Euro-Gebietes gehaltene EU-Währungen als Reservebestandteil wegfallen. Der Euro wird mehr sein als die Summe seiner Teile und durch die Größe des Euro-Finanzmarktes von Anbeginn eine kritische Masse darstellen, die ihn auch für Drittländer attraktiv macht. Dieser Prozeß hat mit der Emission von zahlreichen ECU-Euro-Anleihen bereits begonnen.

Das Tempo künftiger Portfolio-Umschichtungen von Dollar in Euro ist ungewiß. Auf der einen Seite werden Anleger zunächst abwarten, wie sich der Euro bewährt. Auf der anderen Seite wird sich aber aus heutiger Sicht der Euro von Anfang an als stabile Währung präsentieren und der Dollar wahrscheinlich weiter schwach sein. Das Leistungsbilanzdefizit der USA steigt 1998 auf 200 Mrd $, dem steht ein Überschuß des Euro-Gebiets von 100 Mrd $ gegenüber.

Die Ablösung des britischen Pfundes hat sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt, war aber keineswegs nur ein gradueller Prozeß, sondern von krisenhaften Zuspitzungen begleitet, die zeitweilig IWF-Beistandskredite erforderlich machten. Mit der völligen Liberalisierung des Kapitalverkehrs und hochentwickelten Märkten können sich inzwischen Portfolio-Umschichtungen sehr viel schneller vollziehen.

Heute geht es nicht um die Ablösung des Dollar, sondern um ein Burden sharing, wobei sich der Abstand zwischen Dollar- und Euro-Anteilen in der internationalen Währungsverwendung auf jeden Fall deutlich verringern wird. Vereinzelt wird sogar mit einem Gleichziehen gerechnet; dem entspräche eine Relation 40:40, der Rest entfällt auf Yen und andere Währungen.

Euro-Potential besteht vor allem in folgenden Regionen:

Umgekehrt werden im Euro-Gebiet – zumindest auf längere Sicht – Dollar-Positionen abgebaut werden. Das Statut der Europäischen Zentralbank sieht eine Anfangsausstattung an Währungsreserven von lediglich bis zu 50 Mrd ECU vor; das entspricht nur rund einem Fünftel der vorhandenen Devisenbestände. Die im Besitz der nationalen Zentralbanken verbleibenden größeren Dollarbestände können – mit Zustimmung der EZB – frei verwendet werden. Langfristig ist mit einer Reduzierung zu rechnen, wie sie sich im Falle mehrerer Länder bereits bei den Goldreserven abgezeichnet hat.

Die Rolle des Euro im Internationalen Währungsfonds ist noch offen. Im SZR-Korb (Ausgangsanteile: 40% Dollar, je 20% Yen und D-Mark, je 10% Pfund und französischer Franc) würde der Euro nach einem Pfund-Beitritt mit dem Dollar gleichziehen.

Im Ergebnis wird mit der Etablierung des Euro ein bipolares Weltwährungssystem entstehen. Der Yen als rein nationale Währung, die selbst in Asien vergleichsweise wenig Verwendung findet, wird eine geringe Rolle spielen. Das Gegenüberstehen von zwei großen Währungsblöcken läßt mit wechselnden Zinserwartungen massive Portfolioverlagerungen und damit eine hohe Wechselkursvolatilität möglich erscheinen. Der Ruf nach Koordination im Stil der Plaza- und Louvre-Abkommen wird lauter werden.

Mehr noch als die Größe des Finanzmarktes stellt die künftige Rolle des Euro als führende internationale Währung nur ein Potential dar, also alles andere als ein Vorteil, der den Banken des Euro-Gebiets automatisch zufällt. Die potentiellen Vorteile erschließen sich nur, wenn zielstrebig neue Positionen besetzt werden, z.B. im Hinblick auf ausländische Banken und Zentralbanken. Hier befindet man sich in Konkurrenz zu den führenden außereuropäischen Banken. Der Weltfinanzplatz London ist seit langem ein Beispiel dafür, daß der Nutzen nicht automatisch den „heimischen" Banken zufällt: Im internationalen Bankgeschäft dominieren durchweg ausländische Finanzinstitute: zuerst amerikanische, dann japanische, jetzt zunehmend kontinental-europäische.

Die D-Mark ist zwar seit langem die zweitwichtigste Währung im internationalen Devisenhandel, als Handelsplatz hat Frankfurt davon aber nur wenig profitiert: Der deutsche Finanzplatz liegt nicht nur weit hinter London (30% Anteil), New York (16%) und Tokio (10%), sondern sogar noch hinter Plätzen wie Singapur und Zürich. Ob die künftigen Potentiale des Euro als Devisenhandelswährung genutzt werden können, hängt nicht zuletzt von der Mindestreserveregelung ab, die die EZB in den nächsten Monaten treffen wird.




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Foliensatz "Der EURO"


Folie 1: Europäische Integration, de00901.gif, 64,3 KB

Folie 2: Die "vier Freiheiten" des EG-Binnenmarktes, de00902.gif, 66,0 KB

Folie 3: Die drei Säulen des Einigungswerks nach dem Vertrag von Maastricht, de00903.gif, 70,3 KB

Folie 4: Drei-Stufen-Plan, de00904.gif, 71,0 KB

Folie 5: Wirtschaftliche und politische Gründe, de00905.gif, 70,7 KB

Folie 6: Konvergenzkriterien, de00906.gif, 68,1 KB

Folie 7: Das europäische System der Zentralbanken (ESZB), de00907.gif, 83,9 KB

Folie 8: Zeitplan, de00908.gif, 82,0 KB

Folie 9: Die Organe, de00909.gif, 82,6 KB

Folie 10: "Schrittweise/gleitende" Währungsumstellung, de00910.gif, 76,6 KB

Folie 11: Chancen, de00911.gif, 72,6 KB

Folie 12: Risiken, de00912.gif, 79,6 KB

Folie 13: EURO Münzen und Banknoten, de00913.gif, 85,6 KB


















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