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Einführung: Verschiedene Aspekte der Internetnutzung im
Schulunterricht - Offener - und Fernunterricht


 




By Edmund Ohlendorf of IWB Radolfzell e.V., GERMANY, 1999

Contribution to EDUVINET Didactically and Methodically: Internet and Teaching






Lehrer und Schüler, die sich auf den Gebrauch des Internets im Schulunterricht einlassen, werden sehr schnell - und nahezu gleichzeitig - mit ganz unterschiedlichen Fragen konfrontiert. Im Wesentlichen lassen sich diese den folgenden 6 Aspekten zuordnen:

  1. Das Internet, eine elektronische Bibliothek?
  2. Das Internet, ein interaktives Kommunikationsmedium?
  3. Präsentation von Unterrichtsmaterialien auf dem Internet?
  4. Schulorganisatorische und administrative Bedingungen?
  5. Technische Probleme?
  6. Die Lehreraus- und Fortbildung?

 

 

1. Das Internet, eine elektronische Bibliothek?

Ein Hauptnutzen des Internets besteht im Moment darin, es als eine Art elektronischer Bibliothek zu gebrauchen. Allerdings treten hier schon die ersten Probleme auf, die im "traditionellen" Unterricht selten oder gar nicht vorkommen.

1.1 Läßt sich das zu bearbeitende Thema in genügend Suchbegriffe oder Schlüsselwörter zerlegen, um über die vorhandenen Suchmaschinen an ausreichend informative Webseiten heranzukommen?
1.2 Sind den Schülern die Suchbegriffe auch hinreichend bekannt oder müssen sie zunächst durch den Lehrer erläutert werden?
1.3 Wie heißen die Schlüsselbegriffe in englischer Sprache? Denn viele Artikel und Informationen auf dem Internet sind in dieser Sprache gespeichert.
1.4 Reicht das sprachliche Verständnisniveau der Schüler aus, um auch wissenschaftliche Texte verstehen zu können?
1.5 Reichen Sachwissen und Sprachvermögen der Schüler aus, um versteckte Tendenzen, Unwahrheiten oder irreführende Aussagen in Internetmaterialien zu entdecken?
1.6 Wieviel Zeit hat der Lehrer/in, durch Erläuterungen Hilfestellung zu geben?
1.7 Sollen weitere Materialien, z.B. Texte, Bilder, Statistiken oder Karten herangezogen werden, wenn sich auf dem Internet keine geeigneten Informationen finden lassen?
1.8 Ist die Lösung einer Aufgabe nur durch das Internetangebot möglich, sei es aus Zeitmangel oder weil keine geeignete Bibliothek vorhanden ist?
1.9 Wie ist die Auswahl und Bewertung der Internetinformationen organisiert, denn sie sind nicht - wie in einer guten Bibliothek - von sachkundigem Personal vorsortiert.
1.10 Ist den Schülern hinreichend bewusst, dass das Informationsangebot auf dem Internet stark interessengesteuert ist? Und vermögen sie solche Interessen sowohl bei ihrer Informationssuche als auch bei der Informationsbewertung hinreichend zu berücksichtigen?

 

 

2. Das Internet, ein interaktives Kommunikationsmedium?

Einen weiteren Nutzen für den Schulunterricht bietet das Internet dadurch, dass es über kurze oder längere Distanzen eine kostengünstige Kommunikation zwischen einzelnen Schülern oder Gruppen erlaubt.

Die Erfahrung des EDUVINET-Teams hat aber gezeigt, dass Kommunikationsprojekte dieser Art einen erheblichen Vorbereitungsaufwand und Mehrarbeit von Seiten der Lehrer bedürfen. Wird dieser Aufwand nicht geleistet, läuft die Kommunikation - z.B. zwischen zwei Schulklassen an verschiedenen Schulen - Gefahr, schnell vollkommen ins Private abzugleiten. So sind z.B. folgende Fragen zu klären, bevor man sich auf sinnvolle Kommunikationsprojekte einlässt:

2.1 Über welche Inhalte (Themen soll bei einem Internetgedankenaustausch gesprochen bzw. geschrieben werden?
2.2 Soll sich die Themenauswahl eher nach den Interessen der Schüler richten oder nach dem, was die Lehrer für notwendig oder sinnvoll erachten?
2.3 Entsprechen die gemeinsam zu bearbeitenden Themen - bei einer grenzüberschreitenden Kommunikation - auch Abschnitten in den Curricula der beteiligten Schulen?
2.4

Soll die Kommunikation

  • über E-mail erfolgen?
  • über ein öffentliches Forum oder
  • über Internetartikel?
2.5

Soll eine Aufgabe kooperativ zwischen Schülern verschiedener Schulen gelöst werden?
D.h., beide oder mehrere Seiten müssen gleichzeitig zur Lösung einer gemeinsamen Aufgabe beitragen.

2.6 Wie soll ein Gedankenaustausch stattfinden, wenn verschiedene Schulen an den selben Themen arbeiten, aber nicht simultan arbeiten können und auch räumlich weit auseinander liegen?
2.7 Sollen gleiche Bewertungskriterien für Ergebnisse gelten, die auf dem Internet präsentiert werden?
2.8 Sollen die Arbeitsergebnisse außer in der Muttersprache auch noch in Englisch präsentiert werden, um die Verständigung zwischen Schulen aus verschiedenen EU-Mitgliedsländern zu erleichtern?
2.9 Welche Zeiträume stehen für welche Aufgaben zur Verfügung?
2.10 Wie können Schüler durch die Beobachtung und Bewertung der Beiträge anderer - auch über Grenzen hinweg - zu tieferen Einsichten und besserem gegenseitigem Verständnis gelangen?

 

 

3. Präsentation von Unterrichtsmaterialien auf dem Internet?

Manche Kollegen und Kolleginnen klagen über die chaotische Organisation des Internets oder über den Berg von unwichtigen Informationen, den sie erst durchwühlen müssten, um etwas Brauchbares zu finden. Solche Klagen sind sicher z.T. berechtigt. Jedoch wird die Situation auch nicht besser, wenn man sich nur beklagt und nicht bereit ist, durch eigene Beiträge Lücken zu füllen. Je nach wissenschaftlicher Disziplin, Schulfach oder Interessenlage sind solche Lücken unterschiedlich groß. Geht die Suche auf dem Internet völlig leer aus oder genügt das Gefundene nur zum Teil der konkreten Unterrichtssituation, so kann man entweder resigniert aufgeben und woanders suchen, oder man wird selbst zum Autor von Unterrichtsmaterialien. Dann muss man sich sogleich mit neuen Fragen auseinandersetzen:

3.1 Warum soll man überhaupt eigene Unterrichtsmaterialien im Internet allgemein zugänglich machen? Stehen Aufwand und Nutzen für mich oder andere in einem vernünftigen Verhältnis?
3.2 In der Wissenschaft gehört das Publizieren zum normalen Beruf, denn dort strebt man danach, unter Fachkollegen "einen Namen zu haben". In der Schule muß man in erster Linie für die jeweiligen Schüler verständlich sein bzw. sie zum Verständnis befähigen. D.h., der Umfang der Recherchen, die Art der Argumentation und des sprachlichen Ausdrucks hängen sehr von der Zielgruppe ab, für die die Internetartikel bestimmt sind.
3.3

Die Leserschaft von Internetmaterialien ist sicher weniger eingrenzbar als die von bestimmten Schulbüchern für bestimmte Altersstufen. Deswegen sollte man sich bei der Produktion bzw. Präsentation auf dem Internet fragen:

  • Ist der Inhalt nur für die nationale Nutzung gedacht?
  • Oder denkt man an eine trans- bzw. internationale Nutzung?
  • Folgt der Inhalt einem bestimmten Curriculum?
  • Welche didaktischen Konzepte - welche Ziele - stehen hinter den Inhalten?
3.4 Jeder Internetautor - insbesondere derjenige, der Unterrichtsmaterial publiziert - hat eine besondere Verantwortung gegenüber denen, die diese Materialien zu Lernzwecken nutzen.
3.5 Darüber hinaus ist es wichtig, dass man beim Publizieren an eine inhaltliche Hierarchie denkt, d.h., ein Artikel muss über Inhaltsverzeichnisse und Oberbegriffe zugänglich gemacht werden (gelinkt werden), damit man sich häufige Rückgriffe auch Suchmaschinen sparen kann. Außerdem ist nicht sicher, dass diese auch jeden kleinen Artikel mit einem passenden Suchbegriff erfassen.
3.6 Es ist die Zeit abzusehen, dass sich gut geordnete unterrichtsrelevante Informationen mehr und mehr unter bestimmten Adressen sammeln werden, die im Bildungsbereich bekannt sind. Deswegen sind Hinweise (Links) zu solchen Adressen für alle, die hier tätig sind, von großer Bedeutung, denn sie ersparen häufig viel Zeit, die man beim Suchen mit den weltweit operierenden Suchmaschinen verlieren kann.
3.7 Kurze Kommentare zu Links oder Inhaltsangaben sind manchmal sehr hilfreich und können ebenfalls die Suchzeit verkürzen.

 

 

4. Schulorganisatorische und administrative Bedingungen

Ein Unterricht, in den die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) als fester Bestandteil integriert ist, benötigt ganz andere Organisationsformen als traditioneller Unterricht. Ohne administrative Änderungen auf lokaler, regionaler und manchmal auch auf nationaler Ebene wird sich die ICT Nutzung in der Schule auf einfache Tätigkeiten beschränken müssen. Deswegen muss man sich fragen, welche Art von Internetnutzung unter den gegebenen Bedingungen möglich ist.

4.1 Sind die Schüler/innen in der Nutzung von ICT geübt?
4.2 Ist die ICT Nutzung in anderen Fächern - außerhalb des Informationsunterrichts - zeitlich und räumlich jederzeit möglich?
4.3 Ist eine Kooperation zwischen Kollegen/innen unterschiedlicher Fachrichtungen problemlos?
4.4 Ist ein projektorientierter Unterricht im Stundenplan der Schüler vorgesehen?
4.5 Ermöglicht der Lehrplan auch einen fächerübergreifenden - oder gar grenzüberschreitenden - Unterricht?
4.6 Ist Teamteaching im Stundenplan (Deputat) der Lehrer vorgesehen?
4.7 Wie können die Leistungen der Schüler bei der Nutzung von ICT bewertet werden?
4.8 Können die im internetunterstützten Unterricht erbrachten Leistungen in die allgemeine Leistungsbewertung integriert werden, d.h., sind solche Leistungen, z.B. im Punktesystem, anrechenbar?
4.9 Wie vertragen sich zentral organisierte Prüfungen mit einem projektorientierten Unterricht?
4.10 Wie werden Projektarbeiten der Schüler/innen präsentiert?

 

5. Technische Probleme

Immer noch scheitern Innovationen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik bzw. des internetunterstützten Unterrichts an unzureichenden technischen Ausrüstungen und an fehlendem technischen Servicepersonal. Fehlt es vor allem an letzterem, müssen Lehrer, die normalerweise andere Aufgaben haben, viel Zeit damit verbringen, komplizierte technische Ausrüstungen zu konfigurieren und zu warten. Deswegen ist es notwendig, vor einer ICT Nutzung folgende Fragen zu klären:

5.1 Welche Art Internetanschluss ist vorhanden?
  • Wählverbindung?
  • Standleitung?
Das hat Einfluss auf die Telekommunikationskosten.
5.2

Welche Geschwindigkeit (in KBit/Sek) hat der Anschluss?
Davon hängt besonders die Schnelligkeit der Wiedergabe von Abbildungen ab.

5.3 Wieviel Computer haben Simultananschluss an das Internet?
  • Nur einer?
  • Mehrere im ganzen Klassenraum?

Davon hängt es ab, ob nur einzelne Schüler oder ganze Gruppen bzw. Klassen zugleich mit dem Internet arbeiten können.
5.4

Ist der Computerraum nur für den Informatikunterricht reserviert oder kann er auch für andere Fächer genutzt werden?

5.5

Sind Fachräume mit Computern und Internetanschluß vorhanden?
Davon hängt es ab, ob eine spontane Nutzung der ICT möglich ist, ohne dass man den Raum wechseln muss, was manchmal organisatorische Schwierigkeiten bereitet.

5.6 Gibt es an der Schule technisches Servicepersonal oder ist man auf die Hilfe und Kooperation von Kollegen/innen angewiesen, die über ausreichende technische Kenntnisse verfügen?
5.7

Wer trägt die Kosten?

  • für den Kauf von Hard- und Software?
  • für Telekommunikationsgebühren?
  • für den Internetzugang (Provider)?
  • für technisches Servicepersonal?

 

6. Die Lehreraus- und Fortbildung

Selbst wenn administrative und technische Hindernisse ausgeräumt sind, wird die Einführung der ICT in Schulen nur langsam Fortschritt machen, wenn nicht gleichzeitig die Lehreraus- und Fortbildung auf diesem Felde verstärkt wird.

Der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnik im Unterricht fordert von den Lehrern/innen zusätzliche Eigenschaften und Aktivitäten, die über ihre klassische Rolle als Wissensvermittler weit hinausgehen. So sollte man sich vor Beginn eines internetunterstützten Unterrichts fragen:

6.1 Kann ich den Schülern/innen bei der Suche nach geeigneten Informationen im WWW genügend Rat und Hilfe geben?
6.2

Was kann ich tun, wenn technische Probleme auftreten?

6.3 Wieweit reicht mein fachlicher Überblick, für ein erfolgreiches Projektmanagement?
6.4

Kann ich auch andere Kollegen/innen ausreichend motivieren, an einem fächerübergreifenden Projekt mitzuarbeiten?

6.5

Kann ich mich leicht von der Rolle des Alleinvermittlers von Wissen verabschieden und ein gleichberechtigter Partner unter Lehrenden und Lernenden werden?

6.6

Wie reagiere ich, wenn Schüler/innen über das Internet auf bestimmten Gebieten ihre Detailkenntnis schneller erweitern als ich das - aus zeitlichen Gründen - kann.

6.7

Wie und wo finde ich Partnergruppen oder Klassen an anderen Orten für eine Kommunikation, die über den lokalen Bereich hinausgeht?

 

Im Moment sieht es nicht so aus, daß eine große Zahl von Lehrern/innen in den Mitgliedsländern der EU systematisch darauf vorbereitet wird, die Informations- und Kommunikationstechnik zu einem wichtigen und integralen Bestandteil ihres Unterrichts zu machen.

Nach wie vor werden und sind die meisten Lehrer/innen eher als "Einzelkämpfer" ausgebildet. Wie kann man aber in dieser Lage von ihnen erwarten, dass sie anderen die Teamfähigkeit vermitteln können, wenn sie selbst - in der Regel - überwiegend für traditionellen Unterricht ausgebildet und bewertet werden?

Zumindest in der Lehrerfortbildung (inservice training) müssten die Kenntnisse und Verhaltensweisen vermittelt werden, die für einen erfolgreichen ICT Unterricht nötig sind. Beispiele und bereits gesammelte praktische Erfahrungen können die Kollegen/innen von den Vor- und Nachteilen eines internetunterstützten Unterrichts am schnellsten überzeugen oder vor eigenen Fehlern bewahren.

In den folgenden Artikeln werden einige Beispiele und Erfahrungen mit ICT Unterricht dargestellt.















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