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Euro, die neue europäische Währung


English translation, Spanish translation




By Josef Hund of IWB Radolfzell e.V., GERMANY, 1997

Contribution to the EDUVINET "European Monetary Union" subject







Gliederung



1. Was ist Geld

1.1. Geldbegriff

1.2. Geldfunktionen

1.3. Geldarten


2. Geschichtlicher Rückblick

2.1. Währungsreform 1923

2.2. Währungsreform 1948


3. Währungssystem und Geldwert

3.1. Selbstverständnis der deutschen Bundesbank und kritische Würdigung

3.2. Erweiterung der wirtschaftspolitischen Zielformulierung für eine Zentralbank


4. Maastricht- Kriterien: Zielvereinbarungen für die Vorbereitung einer Währungsunion

4.1. Erklärungsversuch aus der Erfahrung mißglückter antizyklischer Konjunkturpolitik

4.2. Kriterien

4.3. Bewertung der Einstiegskriterien

4.4. Bewertung der getroffenen Vereinbarungen nach der Gründung der Währungsunion

4.5. Einschätzung der Unabhängigkeit der europäischen Zentralbank

4.6. Kostenvorteile

4.7. Umtausch


5. Schlußbemerkung






1. Was ist Geld


1.1. Geldbegriff

Wirtschaftliches Verständnis
"Geld ist eine Anweisung auf das Sozialprodukt, ein dokumentiertes Wertversprechen allgemeiner Gattung"( Schmölders)

Juristisches Verständnis
"Das vom Staat vorgeschriebene Zahlungsmittel, ein Geschöpf der Rechtsordnung" (Knapp)

im Volksverständnis
Zahlungsmittel, für das jedermann Güter in einer Volkswirtschaft erhält.



1.2. Geldfunktionen

  1. Geld als Rechnungseinheit, die jedem Gut exakt einen einzigen Wert zuordnet. Beispiele
    1 kg Butter = 10 DM oder = 30 FF oder 800 ptas
  2. Geld als allgemeines Tauschmittel um ein Gut von irgendeiner beliebigen Person zu kaufen, ohne als Gegenleistung etwas an diese Person verkaufen zu müssen
  3. Geld als Aufbewahrungsmittel, das es ermöglicht, Kaufkraft aus der Gegenwart in die Zukunft übertragen zu können. ( z. B. Sparen für einen späteren Hausbau )
  4. Geld als Liquiditätsreserve, die notwendig ist, weil z.B. Einkommen nur in bestimmten Intervallen bezogen wird, Ausgaben aber täglich oder unverhofft anfallen.
  5. Geld als Kreditübertragungs- und Schuldentilgungsmittel, das eine zeitweise Kaufkraftübertragung vom Gläubiger auf den Schuldner ermöglicht. Z. B. Kreditaufnahme zur Finanzierung eines Autos.



1.3. Geldarten

  1. Warengeld
    Warengeld als Nutzgeld z. B. Vieh, das zum Tausch angeboten wird, Schafe, Kamele, Pferde
    Warengeld als Schmuckgeld z. B. Muscheln, Perlen, Edelmetalle, die einen Seltenheitswert haben, sicher vor Verderb und leicht transportierbar sind.
  2. Wägegeld
    Edelmetallbarren und - Stäbe, von denen man Stücke abschlug und entsprechend dem Gewicht verrechnete
  3. Münzgeld
    Edelmetallstocke wurden in Münzen geprägt, mit denen der König den Feingehalt und das Gewicht garantierte.
  4. Papiergeld
    Edelmetallbeträge wurden bei Banken gegen Quittungen hinterlegt, und diese Scheine wurden als Banknoten im Zahlungsverkehr ersatzweise für das Edelmetall zur Zahlung verwandt.
  5. Giralgeld
    Geld in Form von Guthaben auf Girokonten bei den Banken, das im Zahlungsverkehr zwischen den Banken in Form von Verrechnungen ausgetauscht wird.




2. Geschichtlicher Rückblick

Mit der deutschen Reichsgründung 1871 war die Noten- und Münzgesetzgebung Sache des Reiches. Am 1.1.1876 nahm die Reichsbank unter Übernahme der Preußischen Bank ihre Geschäfte auf. Bis 1945 war sie die deutsche Zentralnotenbank.
Das Münzgesetz vom 09.07.1873 proklamierte die Goldwährung und ordnete die Einziehung aller nicht auf Reichswährung lautende Geldzeichen an.
Der Umlauf an Staatspapiergeld wurde durch Gesetz vom 30.04.1874 auf 120 Millionen Reichskassenscheine beschränkt. Das damalige Bankgesetz schrieb die Deckung des Notenumlaufs zu mindestens zu einem Drittel in Gold, kursfähigem deutschem Geld oder Reichskassenscheinen für den Rest in guten, höchstens drei Monate laufenden Wechseln vor. Diese restlichen zwei Drittel durften nur bei entsprechendem volkswirtschaftlichen Geldbedarf geringfügig überschritten werden. Diese Vorstellung einer Deckung basiert auf der Überlegung, daß den Handelswechseln ein realer volkswirtschaftlicher Güterwert zugrunde liegt, der schon geschaffen wurde und während dem Güterumschlag finanziert werden muß. Handelswechsel sind in der Zukunft liegende Zahlungsversprechen für erhaltene Güter, die entweder weiterverarbeitet oder direkt dem Endverbraucher zum Konsum angeboten werden. Das Umtauschverhältnis von Reichsmark in Gold wurde mit 1 392 Mark für das Pfund (500 Gramm) Gold festgelegt. Nach heutigen Edelmetallpreisen hat man eine Relation von ca. 10 000 DM für das Pfund Gold rund der siebenfache Preis von damals. Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurde die Goldeinlösungspflicht der Reichsbank aufgehoben. Durch die Bankgesetzesnovelle von 1921 wurde die nur noch formal bestehende Dritteldeckung des Geldes durch Gold aufgehoben.



2.1. Währungsreform 1923

Die Aufblähung des Papiergeldes infolge der unmittelbaren Kriegslasten und der Folgelasten wie Reparationszahlungen führte zur notwendigen Währungsumstellung.

Eine Billion Reichsmark gegen eine Rentenmark
1000 000 000 000 Mark gegen 1 Rentenmark

Geldvermögen wurde wertlos und damit die Altersversorgung vieler kleiner Sparer war verloren.

4,2 Rentenmark entsprachen einem US Dollar
20,67 US Dollar entsprachen einer Feinunze Gold
( Eine Feinunze = 31,1035 g )

2790 Mark entsprachen 1000 g Gold
( zum Vergleich im Jahr 1874 - 2784 Mark entsprachen 1000 g Gold )


Über den Goldpreis war das Austauschverhältnis Mark gegen Dollar fixiert.


1 Feinunze Gold = 31,1035 g Gold = 20,67 US $



1,50476 g Gold = 1 US $ = 4,2 M
(Rentenmark)


0,35828 g Gold =

1 Mark


999,594 g Gold =

2790 Mark


Durch die Weltwirtschaftskrise stieg der Goldpreis, was zu einer Anpassung 1934 führte. Danach wurde die Relation

1 Feinunze Gold = 31,1035 g Gold = 35 US $

festgeschrieben, was einer Abwertung der Währung von 40,943 % entspricht.



2.2. Währungsreform 1948


Schuldenentwicklung:


1933 11,7 Mrd. Reichsmark
1939 41,0 Mrd. Reichsmark
1945 ca. 390 bis 440 Mrd. Reichsmark



Der rigoros verordnete staatliche Preisstopp ab 1936 wurde auch nach dem Krieg von den alliierten Militärregierungen aufrechterhalten. Dies führte zu einer versteckten Inflation bzw. für Geld erhielt man keine Waren. Es begann die Tauschwirtschaft, ein blühender "Schwarzmarkt". Dem hohen Geldüberhang stand nach dem Krieg ein verringertes Produktionsvolumen gegenüber. Zum einen waren viele Produktionsanlagen zerstört, zum anderen wurden Produktionsanlagen demontiert und in die Siegerstaaten verschickt.
Die Währungsreform brachte im Wesentlichen die folgenden Umtauschverhältnisse Reichsmarkverbindlichkeiten wurden
im Verhältnis 10 Reichsmark: 1 DM umgestellt.
Löhne, Gehälter, Renten und Pensionen, Mieten und Pachtzinsen
im Verhältnis 1 Reichsmark: 1 DM umgestellt.
Jede natürliche Person bekam erst 40 DM und im August 1948 weitere 20 DM
"Kopfbetrag"
Die Umwandlung des Grundkapitals der Unternehmen von Reichsmark in DM brachte durch angesammelte stille Reserven in der Vergangenheit und einer Neubewertung in DM ein Tauschverhältnis von 100 Reichsmark zu 98,1 DM. Das bedeutete, daß für Aktionäre der Bilanzkurs in neuer Währung fast identisch blieb. Dies bedeutete auch, daß das Eigenkapital in neuer Währung fast gleich hoch ausgewiesen wurde, wodurch Aktionäre kaum Verluste zu beklagen hatten.

Innerhalb von 25 Jahren verloren die kleinen Sparer zweimal fast ihre ganzen Ersparnisse und damit auch die selbst angesparte Altersversorgung.


Währungsumstellung EURO = Währungsreform ??

Ist die neue Währungsumstellung mit den vergangenen Währungsreformen vergleichbar??




3. Währungssystem und Geldwert

3.1. Selbstverständnis der deutschen Bundesbank und kritische Würdigung

Die Währung der Bundesrepublik ist keine Währung mit einer Golddeckung, sondern eine manipulierte Währung. Dies ist keine willkürlich manipulierte, sondern eine zielgerichtet manipulierte Währung.
Die Ziele sind im Bundesbankgesetz festgelegt.
Die Hauptaufgabe der Bundesbank ist die Versorgung der Wirtschaft mit ausreichendem Geld, um sowohl inflationäre als auch deflationäre Geldwertentwicklungen zu vermeiden. Die Bundesbank sollte deshalb möglichst genau die wirtschaftliche Entwicklung abschätzen können, um rechtzeitig genügend Geld für die produzierten Güter zur Verfügung zu stellen. Bei einem wachsenden Bruttosozialprodukt muß im gleichen Umfang die zur Verfügung stehende Geldmenge wachsen.

Diese Zusammenhänge werden in der Fisher' schen Verkehrsgleichung ausgedrückt:


Preisniveau = Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit / Handelsvolumen


Wenn Geldmenge und Handelsvolumen prozentual gleichmäßig steigen, dann ist das Preisniveau konstant, sofern sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht ändert. Aus diesen einfachen Zusammenhängen ergeben sich jedoch verschiedene Probleme:

  1. Welche Geldmenge wird kaufkraftwirksam? Bei niedrigen Zinssätzen neigen die Geldvermögensbesitzer zu höherer Liquidität, sprich Bargeld oder täglich fälligen Guthaben.
  2. Bei inflationären Preisentwicklungen erhöht sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, weil Geld schnell an Wert verliert, was wiederum die kaufkraftwirksame Geldmenge erhöht.
  3. Bei Leitwährungen wird ein Teil des Bargeldes ins Ausland transferiert und dient dort als Ersatz- Zahlungsmittel. Diese Geldmenge wird wohl in der Statistik erfaßt, ist aber keine kaufkraftwirksame Geldmenge auf dem Inlandsmarkt und wirkt sich deshalb auch nicht auf die Inflation aus.
  4. Eine Geldschöpfung erfolgt im modernen Bankensystem nicht auschließlich durch die Bundesbank, sondern es entsteht bei z.B. Kapitalzuflüssen aus dem Ausland ein multipler Geldschöpfungsprozeß im Inland durch das Bankensystem. Dieser ist um so größer je geringer die zwangsverordnete oder freiwillige Reservehaltung der Banken und die Liquiditätshaltung der privaten Haushalte ist.

Trotz diesen Problemfeldern verfolgt die deutsche Bundesbank nach wie vor die Geldmengenkonzeption. D.h., sie will wesentlich durch die Geldmengensteuerung die Geldwertstabilität sichern. Zu diesem Zweck ermittelt die Bundesbank die Geldmenge M3, bei der Bargeld, Sichteinlagen, Termineinlagen und Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist zusammengezählt werden. Diese so definierte Geldmenge soll im Gleichklang in einer gewissen Bandbreite mit dem Sozialprodukt wachsen. Ein Überschreiten dieses Geldmengenkorridors hat in der Regel restriktive Maßnahmen der Bundesbank zur Folge. Ein Kritikpunkt an einem solchen Vorgehen ist der Hinweis, daß kurzfristige Umschichtungen von Kapitalanlagen in Geldanlagen sich in einer Erhöhung der Geldmenge M3 niederschlagen, obwohl sich die in einer Volkswirtschaft insgesamt verfügbare Kaufkraft nicht geändert hat.
Große Industrieländer wie die USA oder Frankreich haben sich deshalb von diesem Konzept abgewandt und verfolgen in den letzten Jahren eine Zinssatzkonzeption. Sie basiert auf der Überlegung, daß über Jahrzehnte sich eine Realverzinsung von 2,5 bis 3 % eingestellt hat. Eine höhere Realverzinsung fördert das Sparen und bremst das Wachstum, eine geringere fördert den Konsum und damit das Wachstum, weil die Prämie in Form des Zinses für den Konsumverzicht zu gering ist.
Bei einer Inflationsrate von 1,5 % und einer Realverzinsung von 2,5 % müßte der langfristige Kapitalmarktzinssatz bei 4 % liegen. Zinssätze mit nominal 5,5 % und 6 % würgen das Wachstum ab.
Die von der Bundesbank gemessene Inflationsrate berücksichtigt nicht, daß ein beachtlicher Teil dieser Rate durch Gebühren und Abgabenerhöhungen der öffentlichen Hand und nicht durch die freien Wirtschaftssubjekte in einer Volkswirtschaft verursacht ist. Ferner bleiben Qualitätsverbesserungen bei Produkten ohne Korrekturfaktor außen vor, so daß bei Werterhöhungen durch z.B. verbesserte und sparsamere Technologie Äpfel mit Birnen verglichen werden. Unter Ausklammerung solcher Faktoren haben einige Länder in Europa möglicherweise schon einige Zeit im produzierenden Wirtschaftsbereich Bereich eine Deflation, die zu einem verschärften Arbeitsplatzabbau führte, weil sich die Konsumenten beim Kauf zurückhalten.



3.2. Erweiterung der wirtschaftspolitischen Zielformulierung für eine Zentralbank

Fragen:

  1. Ist die Aufgabenstellung der Bundesbank folglich zu eng definiert?
  2. Sollten die Ziele nicht erweitert werden durch eine Einbeziehung der volkswirtschaftlichen Ziele Vollbeschäftigung und stetiges Wachstum?
  3. Sollte die Frage einer Verlängerung einer Amtsperiode wie auch die Alterversorgung der Verantwortlichen der Bundesbank oder später der Europäischen Zentralbank mit dem Erreichen der so erweitert formulierten Ziele zwingend verknüpft werden? Neuseeland macht dies erfolgreich vor.

Solche Fragen werden nicht zu Unrecht von den zukünftigen Partnern der Europäischen Währungsgemeinschaft diskutiert.


Was spricht für eine eingeengte Festlegung der Aufgabe der Europäischen Zentralbank: Sicherung der Geldwertstabilität?

  1. Die Aufgabe ist unmißverständlich definiert und weitgehend ist der Erfolg auch meßbar.
  2. Die Verantwortlichkeit für das Erreichen wirtschaftspolitischer Ziele ist zwischen politisch gewählten Regierungen und sachkompetenten und ins Leitungsgremium der Zentralbank berufenen Fachleuten für einen festgelegten Zeitraum von z.B. 5 Jahren eindeutig abgegrenzt.


Was spricht für die Unabhängigkeit einer Europäischen Zentralbank?

Währungsfachleute müssen während ihrer Amtszeit ausschließlich sachorientiert und unabhängig von politischen Tagesströmungen und Wahlen mittel- und längerfristige Strategien verfolgen können, damit Vertrauen zu einer Währung entsteht und erhalten werden kann.


Was spricht für eine erweiterte Formulierung der wirtschaftspolitischen Verantwortung einer Europäischen Zentralbank?

Wirtschaftspolitische Entscheidungen zugunsten von Beschäftigungen in neuen Wirtschaftszweigen z.B. bei größeren Strukturveränderungen dürfen nicht durch eine gegenläufige nur auf Geldwertstabilität ausgerichtete Politik unterlaufen werden Allerdings können nur durch klare ordnungspolitische Vorgaben Mißbräuche seitens der Politik vermieden werden. Negatives Beispiel: Durch Machtdemonstration auf der Straße erstritten die Bergleute weitere Subventionen für den Kohlebergbau für weitere 8 Jahre. Eine solche Politik des Polterns könnte bei den verschiedenen europäischen Völkern verheerende Folgen haben. Einen Vorgeschmack solcher Spannungen lieferten spanische und französische Fischer in der Biskaya.




4. "Maastricht - Kriterien" Zielvereinbarungen für die Vorbereitung einer Währungsunion


4.1. Erklärungsversuch aus der Erfahrung mißglückter antizyklischer Konjunkturpolitik

In den Siebziger Jahren haben westliche Industrieländer mit Abwertungen einerseits und mit Defizit- Spending andererseits versucht, ihre Konjunktur- und Strukturprobleme zu meistern. Während Abwertungen neben Beschäftigungsimpulsen allerdings durch die Verteuerung der Importwaren auch inflationär wirkten, belastete die antizyklische Kreditfinanzierung der Staaten die Kapitalmärkte. Während in der Rezession die negativen Auswirkungen zu vernachlässigen waren und die positiven Aspekte der Beschäftigungsförderung überwogen, wurde leider in der Hochkonjunktur die im deutschen Stabilitätsgesetz vorgesehene Rückführung der Kreditengagements der öffentlichen Haushalte vernachlässigt. Damit wurde eine zinstreibende staatliche Kreditnahme beschleunigt, die in der Folge Neuinvestitionen in diesen Ländern unrentabel machte. Zunehmende Arbeitslosigkeit mit den Folgekosten und verschlechterte Gewinnmargen führten zu real rückläufigen Steueraufkommen. Um dies auszugleichen, wurde die Erhöhung der Beiträge in die sozialen Sicherungssysteme vorgenommen und die progressive Gestaltung des Einkommensteuertarifs spülte mit jeder inflationär bedingten Einkommenserhöhung einen immer größeren realen Anteil des Einkommens in die öffentlichen Haushalte. Im kommunalen Bereich bediente man sich der kontinuierlichen Erhöhung der Hebesätze auf die Besteuerungsgrundlagen.
Verlust des Binnenwertes der Währung wie auch des Außenwertes verbunden mit stark steigender Arbeitslosigkeit zeigte die Sackgasse auf, in die die westlichen Industrieländer durch eine falsch praktizierte antizyklische Konjunkturpolitik gerieten. Vor diesem Hintergrund sind die definierten Beitrittskriterien für eine europäische Währungsunion zu erklären.



4.2. Kriterien

  1. Preisanstieg: höchstens 1, 5 % über dem durchschnittlichen Preisanstieg der drei stabilsten Länder
  2. Haushaltsdefizit: höchstens 3 % des Sozialprodukts im Haushaltsjahr
  3. Staatsverschuldung insgesamt: höchstens 60 % des Sozialprodukts
  4. Langfristiger Zinssatz: höchstens 2 % über dem durchschnittlichen Zinssatz der drei stabilsten Länder
  5. Teilnahme am Europäischen Währungssystem in den letzten zwei Jahren vor der Gründung der Währungsunion

Während die Kriterien Preisanstieg und langfristiger Zinssatz eine maximale Abweichung zu einem Durchschnittswert anderer Mitgliedsländer der EU darstellen, sind die Kriterien nur die Verschuldung an der binnenwirtschaftlichen Entwicklung des Sozialprodukts ausgerichtet.



4.3. Bewertung der Einstiegskriterien

Ziel ist die Konvergenz der Rahmendaten der nationalen Volkswirtschaften hin zu den erstrebenswerten Stabilitätsdaten. Allerdings sind Finanzierungsdaten wenig aussagefähig, ob die finanzierten Projekte volkswirtschaftlich sinnvoll oder unsinnig sind. Insofern sind sie willkürlich gegriffen. Ein Land, das die Autobahnen über Steuern und z.T. über Fremdkapitalaufnahme des Staates finanziert, ist anders zu beurteilen, als ein Land, das diese Infrastrukturinvestitionen durch Privatunternehmen finanzieren läßt und die Nutzer in den folgenden Jahrzehnten teuer zur Kasse bittet. Die Verschuldung, die entsteht bei dem Ausbau des beruflichen Bildungssystems hat eine andere Qualität als die beim Bau von Konzerthäusern und Museen. Ich meine, zu Recht kommt von Arbeitnehmerseite der Vorwurf einer einseitigen Ausrichtung an Stabilitätskriterien, während das Ziel einer Stabilität in der Beschäftigung, sprich hohe Beschäftigungsquote, außer acht gelassen wird, wodurch die soziale Stabilität der Gesellschaft gefährdet wird.
Ferner wurde nicht eindeutig abgegrenzt, welche Aufgaben und welche wirtschaftlichen Engagements des Staates in die Rechnung einfließen oder ausgegrenzt werden sollen. Da dies versäumt wurde, versuchen die beitrittswilligen Kandidaten mit Bilanzierungstricks in Sonderfonds Schulden unterzubringen oder bisher staatliche Aufgaben auszulagern bzw. zu privatisieren. Nicht ökonomische Überlegungen sind für eine solche Auslagerung entscheidend sondern willkürlich festgelegte Prozentzahlen.
In einer zweijährigen Testphase mit geringen Schwankungsbandbreiten in der Europäischen Währungsgemeinschaft müssen die wirtschaftspolitischen Entscheidungen stärker aufeinander abgestimmt werden, was die Konvergenz in der wirtschaftlichen Entwicklung der Partnerländer fördert.



4.4. Bewertung der Vereinbarungen nach der Gründung der Währungsunion

Es existiert kein automatischer Sanktionsmechanismus zur Disziplinierung der Haushaltsführung der beteiligten Staaten, denn durch politischen Mehrheitsbeschluß können heute vereinbarte Sanktionen außer Kraft gesetzt werden.



4.5. Einschätzung der Unabhängigkeit der europäischen Zentralbank

Der Zentralbank wird vom ersten Tag der Währungsunion die alleinige geldpolitische Verantwortung übertragen. Sie ist vorrangig verpflichtet, das Ziel der Preisstabilität zu verfolgen und nur, wenn die Verfolgung diese Zieles nicht beeinträchtigt wird, hat sie die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Union zu unterstützen. Sie wird mit Fachleuten besetzt, die während ihrer Amtszeit von politischen Weisungen unabhängig sein. werden. Vertreter der deutschen Bundesbank meinen, daß die deutsche Geldmengenstrategie Eingang finden müßte, um eine stabile Währung zu sichern. Allerdings eine Vereinigung von Ländern mit unterschiedlichen Inflationsraten wird immer nur eine durchschnittliche Inflationsrate der beteiligten Länder hervorbringen. Die stabilsten Währungen werden weicher.



4.6. Kostenvorteile

Am augenfälligsten wird der Urlaubsreisende die Kostenersparnisse beim nicht mehr notwendigen teuren Geldumtausch feststellen. Weit bedeutsamer werden sich die Kostenersparnisse bei der Industrie und im Handel auswirken, weil Transaktionskosten wegfallen, ein schnellerer Zahlungsverkehr in Europa erzwungen werden kann und unsichere Kalkulationen wegen Währungsschwankungen wegfallen. Ferner können Kosten für Währungssicherungsgeschäfte gespart werden. Dies ist deshalb von enormer Bedeutung, da die Bundesrepublik Deutschland rund 60 % des gesamten Exports mit europäischen Partner abwickelt, was für einige andere europäische Partnerländer ähnlich sein dürfte.



4.7. Umtausch

Alle Geldvermögenswerte werden innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zu gleichen Wechselkursen eingetauscht oder umgerechnet. Vergleichbar ist der Vorgang mit der dauerhaften Anlage seines Geldvermögens in einer anderen Währung zum Beispiel in US Dollar. Wenn der Anleger dann auch in diesem Währungsgebiet wohnt, stellt er fest, daß er seine Kaufkraft erhalten und mit seinen Einnahmen ihm monatlich die vergleichbare Kaufkraft wie zuvor zuwächst.



5. Schlußbemerkung

Die Einführung des EURO ist also wohl die Einführung neuen Geldes, aber in keiner Weise vergleichbar mit den in Deutschland erlebten "Währungsreformen" 1923 und 1948, die weniger mit einer Reform als vielmehr mit Konkursen zu vergleichen sind, bei denen eine mehr oder weniger hohe Konkursquote ausgeschüttet wurde. Kein wirtschaftlich denkender Mensch wird die Umbuchung eines DM- Kontos in ein Schweizer Franken Konto als Konkurs empfinden, sondern als ein Tausch in eine andere stabile Währung, wovon bekanntermaßen aus unterschiedlichen Gründen viele EU- Bürger träumen. Leider wurde der positive Begriff Währungsreform in der Vergangenheit für die Vertuschung des Offenbarungseides mißbraucht, so daß der kleine Mann selbst einer positiven Formulierung unserer Politiker "EURO die neue europäische Währung" zutiefst mißtraut.















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