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Beispiele, Erfahrungen und Zielsetzung bei der
computerunterstützten Kommunikation




By Edmund Ohlendorf of IWB Radolfzell e.V., GERMANY, 1999

Contribution to EDUVINET Didactically and Methodically: Internet and Teaching


 

 

Wie wurde das Internet genutzt?

Im Frühjahr 1998 begann das EDUVINET-Team an verschiedenen Schulen in Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland die interaktiven Möglichkeiten des Internets zu erproben. Schüler/innen bekamen je eine Frage über Merkmale oder Charakteristika von Landsleuten und von Europäern, über Merkmale, die sie nicht tolerieren würden und eine Frage über die Fähigkeit der EU, Probleme besser zu lösen als die jeweilige nationale Regierung.

Nach einer kurzen Zeit der Besinnung und der Diskussion in Kleingruppen äußerten einige der Schüler/innen (nach etwa 10 bis 20 Minuten) ihre Meinung zu den Fragen auf dem öffentlichen EDUVINET-Diskussionsforum EDUTALK. Dies geschah asynchron in den Monaten April, Mai und Juni 1998.

Aus technischen Gründen und für weitere Studienzwecke wurden die interessanteren Beiträge Ende 1999 vom Forum auf normale html Seiten übertragen und sind dort unter dem Kapitel EUROPÄISCHE IDENTITÄT "Schülermeinungen über nationale und europäische Merkmale oder Charakteristika" weiterhin verfügbar.

 

Welche Ergebnisse hatte die neuartige grenzüberschreitende Kommunikation?

Generell konnte man beobachten, dass es italienischen, spanischen und französischen Schülern/innen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren leichter fiel, über nationale Eigenschaften zu sprechen als deutschen. Erst als eine Reihe von Meinungsäußerungen aus anderen Ländern bereits vorlagen, äußerten sich auch deutsche Jugendliche direkter über Merkmale ihrer Mitbürger. In der Summe fiel ihr Urteil eher leicht negativ aus, während sie von einem Europäer eher positive Eigenschaften erhofften. - Ein spanischer Schüler meinte an dieser Stelle, Europäer sollten einen ähnlichen Charakter haben wie Spanier. Was aber, wenn alle so denken?

Auffällig ist bei vielen Schülerbeiträgen aus allen beteiligten Nationen, dass sie nationale Merkmale aus der "eigenen Vorliebe für" zu beschreiben versuchen. Nach einer kurzen Aufreihung von Adjektiven (als Charaktereigenschaften) schweifen sie schnell ab auf:

Die Zielgerichtetheit und der Abstraktionsgrad der Schüler/innenbeiträge hängt stark von ihrem Alter und ihren jeweiligen Lebenserfahrungen ab. Obwohl es hier, z.B. beim Musik- und Kinokonsum, ähnliche Verhaltensweisen in einer Altersklasse von Jugendlichen verschiedener Länder gibt, lassen sich bei genauerer Analyse doch auch "spezifische Einfärbungen" nationaler Art bei bestimmten Einschätzungen feststellen.

 

Wie soll es weitergehen, mit welchem Ziel?

Langfristiges Unterrichtsziel soll sein:

Die Jugend in den Mitgliedsländern der Europäischen Union auf ein friedliches Zusammenleben vorzubereiten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig:

  1. Negativ geladene Stereotypen zu korrigieren
  2. Besondere Eigenheiten und Verhältnisse als Bereicherung zu akzeptieren (aktive Toleranz)
  3. Gemeinsamkeiten mehr zu betonen als Trennendes hervorzuheben

Die folgenden Vorschläge sollen dazu dienen, die oben genannten Ziele zu erreichen:

  1. Schüler/innen können die bereits vorhandenen Äußerungen anderer über nationale Merkmale aus verschiedenen Mitgliedsländern der EU vergleichen und analysieren, wobei sie selbst ein Vergleichsraster entwickeln müssen.
  2. Schüler/innen können die Schülerbeiträge zum Thema Lebensbedingungen junger Menschen in der Europäischen Union analysieren. Auch hier sollten sie nach Möglichkeit selbst Vergleichskriterien entwickeln.
  3. Das Thema "Funktion von nationalen Stereotypen" ist eines aus dem Themenkatalog, der grenzüberschreitend im Frühjahr 2000 von Schülern/innen in verschiedenen EU-Mitgliedsländern bearbeitet werden soll. Im Vorfeld der Bearbeitung dieses Themas wäre auch eine Darstellung existierender Stereotypen auf dem EDUVINET-Diskussionsforum denkbar.
  4. Auch die übrigen Themen für computervermittelte Schülerkommunikation im Jahr 2000 dienen dem besseren Verständnis wirtschaftlicher und sozialer Bedingungen in verschiedenen EU-Mitgliedsländern.

Das oben genannte Ziel C. "Europäische Gemeinsamkeiten mehr zu betonen als Trennendes hervorzuheben" setzt bei Lehrern und Schülern/innen ein großes Vorwissen voraus, und es hat sich gezeigt, dass zu dessen Erwerb viel Zeit erforderlich ist. Ohne entsprechende Änderungen in der Unterrichtsorganisation und im Bewertungsverfahren sind solch komplexe Themen nur schwierig im Rahmen der Schule mit gutem Erfolg zu bearbeiten. Nähere Details hierzu enthalten die beiden folgenden Artikel:

An einigen Gymnasien in Baden-Württemberg wird z.Z. ein neuer Kurstyp erprobt, der ab dem Jahre 2001 für alle Schüler/innen an solchen Schulen obligatorisch eingeführt wird. In diesen sogenannten "Seminarkursen" müssen die Schüler/innen über ein volles Jahr hin selbständig ein von ihnen gewähltes Thema bearbeiten. Dabei werden sie von zwei Lehrern/innen aus verschiedenen Fächern als Tutoren unterstützt. Die Bewertung der Schüleraktivitäten stützt sich auf schriftlich festgehaltene Ergebnisse wie auf ein Kolloquium, in dem der Schüler/in auch Auskunft geben muss über seine Zielplanung, Arbeitsorganisation und -methode wie über Lösungswege und aufgetretene Schwierigkeiten. Der Seminarkurs ist im Stundenplan der Schüler/innen mit 3 Stunden pro Woche fest eingeplant. Die Verwendung der Zeit bestimmt aber in erster Linie der/die Schüler/in und nicht die Lehrer bzw. Tutoren. Das Ziel ist eine fächer- und, wenn möglich, auch grenzübergreifende Projektarbeit.

Unter solchen Bedingungen, ausgestattet mit Zeit ohne strikten Stunden- und Fächerrhythmus, hat auch die Kommunikation via Internet eine Chance, zu einer wertvollen Unterrichtsergänzung zu werden, die über das bloße Chatniveau hinausgeht und zu einem tieferen gegenseitigen Verständnis zwischen den Jugendlichen Europas führt.


























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